Ich mag Geburtstage schon in normalen Zeiten nicht. Das letzte Mal gefeiert hab ich mit Anfang 20, seitdem verbinde ich den Tag mit einer Art Hassliebe. Ich freu mich, wenn Leute mir gratulieren, will auch gerne „was schönes“ machen (sorry an meinen Freund, den diese Formulierung die Wände hochtreibt) und nehme mir frei, bin aber gleichzeitig sicher, dass alle Welt mich vergessen wird…
Und jetzt also der 40. – Eh ein heikles Thema für jemanden, der eigentlich ganz gerne vielleicht doch noch ein zweites Kind hätte.
Und dazu Corona, was uns seit Monaten radikale Einsamkeit verordnet – und als Sahnehäubchen die Depression. Das kann ja heiter werden.
Ich hab im Vorfeld meinem Freund verboten, aus dem Tag ein großes Thema zu machen. Und Geschenke wollte ich auch keine. Und all diese Restriktionen schon ohne zu wissen, dass ich einen Tag nach meinem Geburtstag in einer Tagesklinik anfange werde und vermutlich an meinem Geburtstag den halben Tag bekloppt bin vor Nervosität. Der Tag stand also unter einem denkbar schlechten Stern. Und ich war sicher, er wird furchtbar.
Was soll ich sagen … Mein Freund hat sich nicht an die Abmachung gehalten. In unserer Küche hängt eine riesiger, rosegoldener 40-Ballon, es gab ein Familienfrühstück und sogar ein kleines Geschenk.
Und ich? Ich hab mich gefreut. Meine Tochter hat gestrahlt, weil sie Geburtstage liebt (vermutlich denkt sie, es geht immer um sie, wenn die Kerzen auf dem Geburtstagszug brennen), ich habe mich über jeden Glückwunsch gefreut und mal mehr, mal weniger ehrlich geantwortet und hatte tatsächlich einen fast normalen, schönen Tag.
Was mich das lehrt?
1. Meine Angst ist kein guter Ratgeber, wenn sie mir sagt, dass irgendwas ganz schrecklich wird …
2. Meine Tochter und mein Freund haben das Recht auf möglichst viel Normalität, mit Singen und Kerzen und Tamtam. Auch wenn ich den Tag vielleicht am liebsten einfach unter den Tisch fallen gelassen hätte.
3. Auch mir tut Normalität gut. Und mein jetziges Ich ist wieder in der Lage, sich über Dinge zu freuen, die mein gesundes Ich mag – ich sollte also aufhören, schöne Dinge zu vermeiden, weil ich Angst habe, das sie eh keinen Spaß machen.
4. Vielleicht wird Weihnachten ja doch ganz schön. Ich lieb es normalerweise total, hab aber dieses Jahr totale Angst davor.
5. Naja, 40 ist halt doch nur eine Zahl….
Wie geht ihr mit Feiertagen/Geburtstagen/Urlauben um, wenn alle von euch erwarten, dass ihr den Spaß eures Lebens habt, aber ihr innerlich Panik davor bekommt oder traurig seid? Ausfallen lassen oder Augen zu und durch?
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