Obwohl man sich in der Tagesklinik in einer Art Schutzraum oder Blase befindet, wo man zum Teil vom Alltag ganz gut abgeschottet ist, spielt natürlich auch hier Corona eine enorm große Rolle. Während sich halb Deutschland im zweiten Lockdown zu Hause vergräbt, gehen wir jeden Tag raus, treffen eine Vielzahl von Menschen, sitzen zum Teil auf engem Raum zusammen, reden, bewegen uns zusammen, machen Übungen…
Im ersten Lockdown, als das Thema mich noch nicht persönlich betroffen hat, hatte ich gelesen, daß Tageskliniken geschlossen haben, psychiatrische Stationen zum Teil frühzeitig entlassen haben, und und und…
Ich hatte deshalb auch sehr grosße Angst, dass mein Tagesklinikplatz kurzfristig noch in Gefahr sein könnte oder dass wir zwischendurch nach Hause geschickt werden.
Bisher ist das nicht passiert und ich finde die Schutzmaßnahmen, die wir alle einhalten müssen alles in allem gut erträglich.
Im Einzelnen ist das unter anderem Folgendes:
- Wir müssen jeden Morgen zu Hause Fieber messen und einen Selbstauskunftsbogen ausfüllen.
- Morgens vor Beginn und nachmittags vor dem Gehen bekommen wir Fieber und die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen.
- Wir tragen immer und überall Masken, außer beim Essen und Trinken (das ist weniger einschränkend als gedacht, ich konnte mir Therapie-Gespräche mit Make vorher kaum vorstellen, jetzt merk ich die Maske kaum noch)
- In jedem Raum sind Handdesinfektionsspender an der Wand, Tische, Stühle und Yogamatten müssen wir nach Benutzung desinfizieren.
- Es wird relativ regelmäßig gelüftet, wir halten eigentlich immer einen Abstand von 1,5 bis 2 Metern untereinander ein.
- Aktuell gibt es zwei Gruppen mit 4 Patienten. Auch wenn es immer etwas vage heißt, es kommen noch Patienten dazu, kann ich mir nicht ganz so gut vorstellen, wie das platztechnisch dann noch hinkommen soll.
- Das Mitbringen von Kuchen, Keksen etc ist nicht erlaubt – alles muss einzeln verpackt und eingeschweißt sein.
- Auch mit leichten Erkältungssymptomen und mit negativem Test muss man ein paar Tage zu Hause bleiben.
Ich fühle mich mit diesen Vorgaben einigermaßen wohl, 100 Prozent ausschließen kann man eine Infektion aber nicht. Mein Freund macht sich deswegen allerdings mehr Sorgen als ich, er und das Kind sind seit dem Lockdown komplett zu Hause.
Um zu verhindern, dass wir die Infektion in die Klinik einschleppen, werden wir immer wieder vor dem Wochenende, vor Weihnachten und anderen Feiertagen darauf hingewiesen, dass wir Kontakte möglichst vermeiden und die AHA-Regel berücksichtigen sollen. Obwohl wir also eigentlich wieder lernen sollten, auf die Außenwelt und unsere Mitmenschen zuzugehen und unser Schneckenhaus zu verlassen, fordert Corona genau das von uns. Das macht es gelegentlich etwas schwer, weil wir ja alle ohnehin seit Monaten auf Rückzug gepolt sind – was ein typisches Symptom der Krankheit ist. Da Corona aber auch dann nicht verschwunden ist, wenn wir die Klinik verlassen, müssen wir irgendwie einen guten Umgang damit finden. Damit sich das das Loch nicht wieder auftut, sobald man allein zu Hause sitzt…
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