Mut ist ein Wort, was mir in den letzten Tagen immer wieder begegnet ist. Mein Chef findet es mutig, dass ich das Problem angehe und nicht einfach weitermache. Meine Freundin sagt, sie ist stolz auf mich, als ich ihr von der Tagesklinik erzähle, meine Therapeutin und meine Osteophatin, die beide in den letzten Monaten ganz nah dran waren, gratulieren mir, und meine Schwester schickt mir nach der Zusage Feier-Emojis. Fast wirkt es so, als hätte ich einen tollen Job ergattert, einen Sieg errungen oder sonst was geleistet.

Und ich? Ich fühl mich exakt das Gegenteil von mutig. Der Gang in die Tagesklinik ist nichts, was ich mir gewünscht habe, was ich mir „mal leiste“, um in meinem Oberstübchen aufzuräumen, kein Retreat oder Wellnessurlaub. Sondern ein mitunter verzweifelter Versuch, wieder komplett aus dem Loch zu krabbeln, in das ich hineingepurzelt bin. Ich wünschte, ich müsste nicht – aber ich hab das Gefühl ich brauche diese Hilfe.

Aber vielleicht ist Mut ja tatsächlich dort hinzugehen, obwohl man lieber ganz woanders sein will. Hinzuschauen, obwohl man das Thema Depression am liebsten vergessen will.
Auszuhalten, auch wenn man denkt es geht nicht mehr. Und immer einmal mehr aufzustehen als man hingefallen ist. Vielleicht ist Mut in manchen Zeiten wirklich so unglamourös und manchmal nicht mehr (aber auch nicht weniger), als nicht vor dem Feind kneifen.

Ganz am Anfang dieser Misere, als noch überhaupt nicht absehbar war, wie lange mich dieses Thema begleitet, schickte mir mein Freund ein WhatsApp-Bildchen weiter. Sinngemäss stand da, Menschen mit Depressionen sind die stärksten Menschen auf der Welt. Sie kämpfen gegen einen Feind, der unsichtbar ist, stinkt und immer wieder hinterrücks zuschlägt. Ich musste weinen. Aber vielleicht ist was Wahres dran. Ich hab ne Menge Kalorien verbrannt in den letzten Monaten beim Versuch, den Kopf oben zu halten, weiter zu arbeiten und meinem Kind eine gute Mutter zu sein.

Ich hab mir diesen Kampf nicht ausgesucht. Aber ich hab ihn gekämpft und ich kämpfe ihn weiter…

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