Bevor ich mit der Tagesklinik anfing, wusste ich vage, dass ein wichtiger Stützpfeiler die Gruppentherapie sein sollte. Um so überraschender war dann der erste Blick auf den „Stundenplan“. Da stand nix von Gruppentherapie, dafür aber ne Menge, unter dem ich mir nichts vorstellen konnte. Gleich zweimal pro Woche sollten wir  zur Psychoedukation. Aha….

Was das bedeutet? Im Grunde genommen ist es die Lehre von der psychischen Erkrankung, mit der wir uns zur Zeit herumschlagen. Oder: Hallo liebe Depression, lass uns doch mal näher kennenlernen….

Dabei werden unter anderem folgende Fragen geklärt:

Welche Gefühle löst die Depression aus?

Welche Rolle spielen negative Gedanken?

Woran erkenne ich, wenn ich mich in der Abwärtsspirale befinde?

Wie kann ich meine Gedanken verändern?

Welche Rolle spielen meine Beziehungen?

Undundund…

Jede Stunde steht unter einem anderen Thema. Wir bekommen Hintergrundinfos und werden Schritt für Schritt zu Experten unserer Erkrankung. Gleichzeitig können wir uns austauschen, uns gegenseitig Tipps geben, wie man mit dem ein oder anderem Problem besser umgehen kann – und fühlen uns weniger allein, weil wir mit Menschen in einem Raum zusammen sind, die unsere Gefühle, Ängste, Sorgen entweder teilen, oder zumindest verstehen können.

Geleitet wird die Gruppe von unserer Therapeutin, die jeder von uns auch einmal pro Woche im Einzelgespräch sieht. Sie weiss also zum Teil etwas mehr von uns als wir untereinander, trotzdem ist es zu keinem Zeitpunkt unangenehm. Wir arbeiten viel mit Arbeitsblättern, die wir zum Teil in der Stunde ausfüllen, zum Teil auch zu Hause bearbeiten können.

Und, was soll ich sagen…Obwohl ich monatelang versucht hab, mir die Depression vom Leib zu halten, ist es tatsächlich  interessant und  informativ, sich dem ungebetenen Gast mit voller Aufmerksamkeit zuzuwenden. Psychoedukation gehört definitiv zu meinen Lieblingsstunden. Und ich hoffe sehr, dass die Depression sich beleidigt verzieht, wenn ich sie freundlich zum Tee bitte…

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