Bevor ich Mutter wurde, hätte ich unter anderem tierischen Respekt vor durchwachten Nächten. Ich bin ziemlich ungenießbar, wenn ich müde bin.

Das Leben mit Neugeborenen war dann aber viel weniger schlimm, als erwartet. Zum Glück kam ich in der Summe auf meine 8 Stunden Schlaf, das Kind und ich haben fast jeden Morgen nach dem 6-Uhr-Stillen nochmal bis 9 gedöst.

Das Gefühl von Müdigkeit kennengelernt hab ich hingegen in der Depression. Zu einen typischen Symptom gehören Schlafprobleme, fast kein Depressiver, den ich kenne, kann ein- und durchschlafen. Zu meiner Depression gehörte das sogenannte Früherwachen.

Zu Beginn hiess das, dass ich zum Teil um 4.30 Uhr aufgewacht bin und mich dabei wie angeknippst gefühlt hab. In den darauffolgenden Monaten hat es sich dann so eingependelt, dass ich im Schnitt eine Stunde vor dem Weckerklingeln wach wurde – und zwar völlig egal, wann der Wecker klingelte.

Das tückische an der Depression ist, dass man zwar chronisch zu wenig schläft, und dann den ganzen Tag unfassbar müde ist. Nur um in der folgenden Nacht wieder mitten in der Nacht wie angeknippst aufzuwachen und auf einen weiteren Tag mit bleiernder Müdigkeit zuzusteuern. Man wird also immer müder, hat aber gleichzeitig keine Chance, das Schlafdefizit jemals auszugleichen.

Ich hätte niemals gedacht, dass man so müde sein kann, und der Körper trotzdem immer weiter funktioniert. Mir taten die Arme und Beine vor Müdigkeit weh, ich konnte mich nur unter Schmerzen und mit Mühe bewegen. Nachmittags und beim Zubettbringen mit Kind bin ich regelmässig weggesackt und musste kämpfen, um wach zu bleiben – und trotzdem war ich Nacht für Nacht hellwach…

Was dabei hilft? 

Um ehrlich zu sein nicht viel. In meiner ersten Depression habe ich Beruhigungsmittel genommen, die einen Elefanten umgehauen hätten. Aber mein getriebener Geist hat das einfach ignoriert. Morgens hatte ich dann mit einem Überhang zu kämpfen, was zusätzlich zum Schlafdefizit benommen gemacht hat. Und abhängig macht das Scheiss-Zeug nach wenigen Wochen ebenfalls…

Deshalb wollte ich dieses mal auf keinen Fall Schlafmittel nehmen. Die Alternative sind die Antidepressiva, die eher sedieren und deshalb abends genommen werden.

Ich nehme schon lange Mirtazapin, was immer weiter hochdosiert wurde, aber irgendwie nichts gebracht hat. Dann hat meine Psychiaterin einen Versuch mit Agomelatin gestartet, das auf Melatonin-Basis funktioniert und angeblich die Schlafarchitektur wieder reguliert.

Es hat mich zwar kurz nach der Einnahme regelrecht betäubt, sodass ich es nicht geschafft habe, wach zu bleiben, während ich das Kind ins Bett gebracht habe.

Wenn ich selbst ins Bett gegangen bin, hatte sich die betäubende Wirkung aber wieder gelegt, und zu früh aufgewacht bin ich trotzdem.

Monatelang hatte ich morgens also eine gute Stunde, um mich verrückt zu machen und um zu checken, ob ich immer noch depressiv bin – bevor ich dann morgens um 7.30 am Laptop gesessen hab und anfing zu arbeiten…

Irgendwann regelt sich der Schlaf hoffentlich von alleine, wenn die Depression abklingt. Meine ambulante Psychiaterin meinte, dass der Schlaf oft am längsten braucht, um sich einzupendeln. Seit Anfang der Woche habe ich das erste Mal seit dem Beginn der Krankheit das Problem, dass ich über den Wecker hinaus schlafe. Ich hin drei Tage in Folge (fast) zu spät in der Tagesklinik erschienen. Ich hoffe, mein Körper braucht einfach ein bisschen, um sich wieder zu erholen und bei einem Normalmass anzukommen….

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