Puh, mit der – selbst auferlegten – Vorgabe, jede Woche ein Resümee zu ziehen, hab ich mir selbst Druck auferlegt. Tatsächlich ist es in der Zwischenzeit manchmal so, dass die Tage – und mitunter auch die Wochen – verschwimmen. Mittlerweile kennen wir alle Therapeuten und alle Angebote, die Gruppe hat sich – mit leicht veränderter Zusammensetzung – vorerst gefunden. Wirkliche Routinen machen sich allerdings noch nicht breit, weil das Therapeuten-Team ziemlich von Krankheit gebeutelt ist. Drama, Körper, Kunst und zum Teil auch die Gruppentherapien sind diese und letzte Woche ausgefallen.
Die verbliebenen Fachkräfte improvisieren, damit wir nicht zu oft unbeschäftigt rumsitzen.
Dabei kommen manchmal sehr interessante Gespräche/Aufgaben herum, allerdings sollten wir uns auch schon mehrfach überlegen, wie wir Weihnachten trotz Corona und Depression verbringen. Es ist nachvollziehbar, dass das Thema in einer psychiatrischen Klinik angesprochen wird, weil Familienfeste und Gefühle oft eine unheilvolle Mischung eingehen. Doch nachdem auch beim 2. Mal alle versichert haben, dass Weihnachten ok oder kein ganz so grosses emotionales Thema ist, kam beim dritten Weihnachts-Gesprächs-Kreis ein bisschen „Weihnachtsmüdigkeit“ auf. Die Sozialarbeiterin hat zum Glück super reagiert, schnell umgeswitcht und wir hatten eine sehr interessante Stunde zum Thema „Freundschaften“.
Ansonsten werden die Gespräche zunehmend tiefer. In dieser Woche haben auch die Einzelgespräche stattgefunden, zusätzlich hatte ich noch ein langes Gespräch mit unserer Hauptpflegerin. Und plötzlich merkt man, dass die Freistunden zwischendurch doch ganz gut sind. Nach einem Tag mit zwei solchen Gesprächen und zwischendurch noch einem Achtsamkeit-Spaziergang oder einer Stunde Musiktherapie bin ich nach Feierabend ordentlich platt. Mein Freund empfindet mich mitunter als kühl, aber ich würde mich einfach gerne eine Stunde im Ruhe zurückziehen, ehe ich mich kopfüber ins Familienleben stürze. Aber das geht nicht, mein Freund betreut das Kind Dank Corona-Kitaschließung tagsüber während er im home office arbeitet und ist – zu recht – heilfroh, wenn ich nach Hause komme und das Kind übernehme. Ich hab also kaum Zeit, um in Ruhe nachzudenken und die Gespräche vom Vormittag zu reflektieren – wobei es mir, ehrlich gesagt bei der Vielzahl an Gesprächen und Therapeuten manchmal ohnehin schwerfällt, mich an Details zu erinnern.
Ich hoffe, das ist normal und der Kopf verarbeitet auch so…Fest steht auf jeden Fall, dass die Arbeit in der Tiefe mittlerweile Fahrt aufgenommen hat und wir gemeinsam versuchen, der Krake ins Gesicht zu sehen und ihr ihr Geheimnis zu entlocken. Und das macht manchmal ganz schön müde…
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