Bevor ich vor gut 4 Wochen hier in der Tagesklinik angefangen habe, war mein Inneres ein einziges grosses Fragezeichen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde, wer mir hier begegnen würde und ob ich mit der Therapie zurechtkommen – oder schreiend weglaufe.

Wie sollte ich auch? Ist ja schließlich mein erstes Mal in einer Tagesklinik. Vor dem Start habe ich also 10 Fragen formuliert (hier zu finden), die ich jetzt, schon 4 Wochen klüger, beantworten kann.

Et voilà, hier sind die Antworten:

  1. Bin ich zu gesund für die Klinik? Nein, definitiv nicht. Hier sind keine schwerstdepressiven Menschen, die nicht mehr handlungsfähig sind, sondern Leute wie ich, die ins stolpern geraten sind und mit dem Leben nicht mehr zurechtkommen.
  2. Bin ich zu krank für die Klinik? Auch nein, ich komme ja mit dem Alltag am Nachmittag und mit den Wochenenden zurecht und kann jeden Morgen hier antreten.
  3.  Sind da alle bekloppt? Ne, eigentlich finde ich alle Mitpatienten normal, nur halt besorgter, trauriger oder näher am Wasser gebaut als andere Menschen.
  4. Hilft es denn? Ich denke schon. Ich fühle mich definitiv nicht mehr so arg depressiv, aber meine Ängste und Sorgen sind nach wie vor da.
  5. Bin ich der Typ für Gruppentherapie? Definitiv ja. Ich kann zumindest in der Kleingruppe gut über meine Gefühle reden. Find aber, dass es weniger in die Tiefe geht, als Einzelgespräche.
  6. Was ist, wenn die Chemie zu Mitpatienten oder Therapeuten nicht stimmt? Bisher sind ausnahmslos alle sehr nett und bemüht. Und unsere Gruppe ist auch durchweg wohlwollend und positiv.
  7. Was macht man in den Freistunden? Stricken, malen, Lesen, Blogbeiträge schreiben, quatschen.
  8. Schaff ich 40 Stunden die Woche? Ja, denn es wird nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Man ist nicht 40 Stunden in Therapie, sondern geschätzt 20. Und ein Teil ist eher entspannend, während andere Gruppen harte Arbeit sind.
  9. Kann ich mich trotzdem nachmittags um mein Kind kümmern? Ja das geht, auch wenn ich mir manchmal ein bisschen mehr Freiraum und Ruhe zum nachdenken wünsche… Aber ich freu mich auch auf die Zeit mit der kleinen Maus am Nachmittag.
  10.  Bin ich ein hoffnungsloser Fall? Ich denke nicht. Aber ich hab noch nen Berg Arbeit vor mir und ich kann nicht ausschließen, dass ich irgendwann nochmal Hilfe in Form einer Klinik brauche. Ich hoffe zwar, dass es nicht mehr so schlimm kommt, hätte beim 2. Mal aber auch deutlich weniger Angst, diese Form der Hilfe in Anspruch zu nehmen…
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